SPD informierte sich über Studiengang „Gebärdensprachdolmetschen“
Soziales
SPD informierte sich über Studiengang „Gebärdensprachdolmetschen“
„Bayern soll bis 2023 barrierefrei werden“, hatte Ministerpräsident Seehofer in seiner Regierungserklärung 2013 versprochen. Doch mit der tatsächlichen Umsetzung und vor allem der Bereitstellung der Finanzmittel hapert es deutlich. Wie „barrierefrei“ die Region Landshut tatsächlich ist, dieser Frage will die SPD nachgehen und hat sich bei einem Besuch an der Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) Landshut informiert und dabei auch einen Einblick in die Vorbereitungen für den neuen Studiengang „Gebärdensprachdolmetschen“ bekommen, der zum Wintersemester 2015/2016 erstmals in Landshut angeboten wird. Dass es dabei auch „Dialekte“ gibt, war für die SPD-Mitglieder interessant zu erfahren. „Die Gebärdensprache ist eine andere Art der Kommunikation und sie eröffnet Menschen Teilhabe und den Zugang zur Welten“, machte der Dekan der Hochschule, Professor Borrmann deutlich.
Prof. Dr. Uta Benner, die den Studiengang konzipiert und leiten wird, erläuterte, dass es einen steigenden Bedarf an Gebärdensprachdolmetschern gebe. Veranstaltungen, die einen Dolmetscher benötigen, müssen dies lange vorher planen. Bundesweit werde dieser Studiengang, der für sieben Semester ausgelegt sei, derzeit nur in Hamburg, Berlin, Magdeburg und Zwickau angeboten. „Landshut sei somit der einzige Studiengang im gesamten süddeutschen Raum“, stellte Stadträtin Anja König fest. Dass die Nachfrage nach den 24 Studienplätzen sehr groß sei, zeige die Attraktivität des Studiengangs, so Benner.
Die Landshuter Landtagsabgeordnete Ruth Müller berichtete, dass die SPD-Landtagsfraktion mit einer Interpellation die Barrierefreiheit in Bayern abgefragt habe. Die Antworten der Staatsregierung seien ernüchternd ausgefallen, da es keine Übersicht gebe, wieviele Schulen oder Rathäuser bereits barrierefrei seien, wie es mit der Mobilität aussehe und vor allem mit der Finanzierung. „Wer bei Barrierefreiheit nur an Rollstuhlfahrer denkt, denkt zu kurz“, so Müller. Barrierefreiheit betreffe alle Generationen – von der Familie mit Kinderwagen, dem Bahnreisenden mit Gepäck oder dem Senior mit Rollator. Hinzu kämen Menschen mit vielen anderen Beeinträchtigungen, die beispielsweise auf akustische Signale an Ampelanlagen angewiesen seien.
Der Dekan der Fakultät „Soziale Arbeit“, an die der Studiengang momentan angeschlossen ist, Prof. Dr. Stefan Borrmann und der Beauftragte für die Belange von Studierenden mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen, Prof. Dr. Clemens Dannenbeck, informierten die Mitglieder des SPD-Unterbezirks über die „Barrierefreie Hochschule“.
„Unser Neubau, für den erst kürzlich der Spatenstich vorgenommen wurde, wird barrierefrei werden“, hatte Dekan Borrmann gleich zu Beginn eine gute Nachricht. Man habe schon jetzt durch die flache Architektur und viele Aufzüge in zahlreichen Bereichen wenig Barrieren für die Studierenden, dennoch sei auch manches Mal viel „good will“ vonnöten, um auf die Bedürfnisse einzelner einzugehen, informierte Professor Dannenbeck. „Im Rahmen der Umsetzung der Inklusion müsse auf vielen Ebenen in den Bildungseinrichtungen noch ein Umdenken erfolgen“, stellte der Vorsitzende des SPD-Unterbezirks, Herbert Lohmeyer fest. Der Essenbacher Gemeinderat Martin Hujber regte auch an, die Kompetenz der Hochschule für die Beratung der Kommunen bei der Umsetzung der Barrierefreiheit zu nutzen und so auch für die Studierenden die Möglichkeit zu eröffnen, sich in der Praxis mit diesem Thema zu beschäftigen.
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